„Wie kommt der Strom in die Tiefgarage?“

Diese Frage haben sich viele Bürger schon häufig gestellt, um eventuell auf E-Mobilität umzustellen. Die Antworten sind deprimierend. Und: Wer von der großen Wende bei der Mobilität spricht, weiß in Wirklichkeit nicht, worüber er spricht. Denn:

1.      Wer in einer Eigentümergemeinschaft wohnt, steht vor unüberwindlichen Auseinandersetzungen, ebenso bei vermieteten Wohneinheiten

2.      Welche Kapazitäten hat der Stromanschluss des Hauses?

3.      Wie werden die Kabel verlegt

4.      Wer zahlt für die Infrastruktur

5.      Welche Zustimmungen werden benötigt

6.      Wer zahlt für Brandschutz und Sicherheit

7.      Wer zahlt für die Umlagen, wenn nur zwei von vielleicht zehn Parteien E-Mobilität wünschen

8.      Drehstrom oder Gleichstrom?

Man stelle sich nur vor, jeder Mieter/Eigentümer würde es wagen, seinen eigenen Kamin einzubauen oder vielleicht jeder seine eigene Benzinzapfsäule.

Auch wenn die EU eine Kabelpflicht plant, Gesetzentwurf unter (ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2016/DE/COM-2016-765-F1-DE-MAIN.PDF), so plant man diese Richtlinie lediglich für Neubauten. Allein der Aufbau des o.g. Links lässt erahnen, wie bürokratisch dieses Papier-Monster sein wird.

Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass in den Städten 67 Prozent aller Bürger in gemieteten Quartieren wohnt. Beispiel München: Die ungefähre Einwohnerzahl Stadt/Land liegt bei ca. 1,5 Millionen Einwohnern. Bei einer Quote von 67 Prozent und der Annahme, dass jeder Einwohner ein Auto benutzt, bedeutet dass ca. 1 Million Einwohner unter den gegenwärtigen Wohnverhältnissen kein E- Fahrzeug nutzen könnten.

Der Autor Friedhelm Greis hat die Situation in einem ausführlichen Artikel bereits im April 2017 beschrieben.

Den kompletten Artikel findet man unter:

www.zeit.de/mobilitaet/2017-04/elektroausto-ladestation-tiefgarage

Aber wenigstens ein E-Bike für die Stadt?

Laut ZIV – Zweirad Industrie Verband – wurden im ersten Halbjahr 2018 rund 660.000 E-Fahrräder in Deutschland verkauft. Ein guter Zuwachs. In der Tiefgarage des Verfassers dieses Artikels mit über hundert Stellplätzen gibt es leider keine einzige privat verfügbare Steckdose mit 230 Volt Anschluss! Abgesehen davon, dass man ein rund 2500,- € E-Bike am nächsten Morgen evtl. nicht mehr an seinem Abstellplatz wiederfindet, muss man das 17 kg schwere Gefährt entweder in den überfüllten Abstellraum – heute hat jede Familie 3 -6 Fahrräder – hinunter und wieder rauftragen und die Batterie im Wohnzimmer aufladen, was am Transport nichts ändern würde.

Mehr Realismus

Deutschland hat die Energiewende und den Atomausstieg in Gang gesetzt, mit dem Effekt, dass Deutschland die höchsten Strompreise in Europa zahlt. Politisch wird die E-Mobilität als kurzfristig machbar dargestellt, es wird aber nicht annähernd das Benzin – oder Diesel betriebene Kraftfahrzeug in den Städten ersetzen können. Es sei denn, die die Verwaltungsgesellschaft des Verfassers entschließt sich, 100.000,-€ zu investieren um dann die Miete zu erhöhen. Das gefällt vielleicht zehn von hundert Mietparteien, der Rest wird warten oder auf dem juristischen Weg einen Stopp einfordern.

Der Weg ist richtig aber er wird weiter und unbequemer sein, als von vielen erwartet.

Peter Grabandt – Redaktion Initiative CO 2

http://www.ziv-zweirad.de/uploads/media/PM_2018_29.08._Marktzahlen_1._HJ_2018.pdf